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Vernetzte LED-Lichtsteuerung

Osram LIGHTYFY Bewertung/Erfahrungsbericht: Spionagesatellit fürs Wohnzimmer

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Osram LIGHTYFY Bewertung/Erfahrungsbericht: Spionagesatellit fürs Wohnzimmer
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06.11.2014, 08:24
Die Bewertung erfolgt für das Gesamtsystem LIGHTIFY. Vorhanden ist: Gateway, CLA 60 RGBW (E27 LED-Glühbirne), Gardenspot Mini RGB (letzterer gar nicht mehr ausgepackt, weil das System für mich nicht mehr in Frage kommt).

Da ich eine Ambiente-Beleuchtung für den Außenbereich suche, habe ich LIGHTIFY versucht und nicht Hue.

+ (#1) E27 Glühbirne:
Sie erzeugt ein angenehmes Lichtbild; der Schattenwurf ist für eine LED-Glühbirne weich; der Abstrahlwinkel dürfte über 200° liegen.

- (#2) Installationsanleitung:
Diese besteht aus einem kleinen Faltblättchen und enthält keinen einzigen vollständigen Satz, lediglich Hieroglyphen und vereinzelten Worte wie „OSRAM“ oder „Download APP“.

- (#3) Zwangs-Kundenkonto:
Nach dem Start der App stellt man fest, dass man zunächst ein Kundenkonto anlegen muss. Ohne Kundenkonto kann die App nicht benutzt werden und damit keine einzige Lampe geschaltet werden!

- (#4) „Terms of Use“ 1:
Bevor das Kundenkonto eröffnet werden kann, müssen die AGBs von OSRAM akzeptiert werden. Während es die niederländische Konkurrenz schafft, die AGBs in Deutsch zu präsentieren, begnügt sich die deutsche OSRAM mit englischen AGBs; immerhin in zusammenhängenden Sätzen und ohne Hieroglyphen.

--- (#5) „Terms of Use“ 2:
Die AGBs sollte man genau lesen: Man bestätigt, dass u.a IP-, MAC-Adressen, IMEI-Nummer, GPS und WIFI-Position, Nutzungsverhalten und Clicks in der App gesammelt und übertragen werden. Wohlgemerkt: Zum Anschalten einer Lampe!!

- (#6) kein Netzwerkanschluss am Gateway:
Nun wird man aufgefordert, das Gateway in die Steckdose zu stecken. Beim Betrachten des Gateways fällt auf, dass dies lediglich in der Lage ist, per WiFi zu kommunizieren. Ein Netzwerkanschluss ist nicht vorhanden.

-- (#7) Abenteuerliche Installationsroutine:
Zur Installation stellt das Gateway einen eigenen WiFi-Hotspot bereit. Man wird aufgefordert, die App zu verlassen und sich in den iPhone-Einstellungen mit dem vom Gateway bereitgestellten WLAN zu verbinden. Hierfür sollte man zuvor das zugehörige WLAN-Passwort abgeschrieben haben, welches auf dem Gateway direkt unter den Stromsteckerkontakten aufgedruckt ist und im Moment eigentlich nur von der Steckdose selbst gelesen werden kann, weil der Stecker ja in der Dose steckt … (da waren echte Ingenieure am Werk!) Immerhin: Die abenteuerliche Installationsroutine funktioniert, wenn man in der OSRAM-App (eingeloggt im WLAN des Gateways) den WLAN-Schlüssel des heimischen WLANs angibt. Und diesen Schlüssel sollte man, um Tipparbeit zu sparen, vor dem WLAN-Wechsel in die Zwischenablage des iPhones kopiert haben, weil das Gateway natürlich auch kein WPS beherrscht.

=> (#8) Toller Nebeneffekt:
Nicht wundern, früher oder später wird das iPhone mal ins WLAN des Gateways wechseln, nämlich wenn dessen Signal stärker ist als das Signal des heimischen WLANs. Das merkt man leicht, wenns Internet weg ist :-)

+ (#9) Einbinden der Glühbirne:
Mal ein Pluspunkt, weil es einfach geht: Glühbirne in die Fassung drehen, Lichtschalter an und die Birne leuchtet warmweiß. Dann in der App unter „Lights“ hinzufügen fertig. Naja, sie heißt „Light 01“ und ich hätte sie eigentlich gerne umbenannt. Diese Funktion scheint die App allerdings nicht herzugeben.

- (#10) Bedienkonzept in der App:
Um die Leuchtfarbe einzustellen, bewegt man den Finger auf einem Farbkreis. Die aktuelle Farbe wird halt nur vom Finger verdeckt, sodass man nicht wirklich sieht, welchen Farbton man gerade unter dem Finger hat. Stellt man anschließend die Farbtemperatur ein, leuchtet die Lampe weiß (was sie auch soll); in der App wird aber der zuvor ausgewählte Farbton weiter angezeigt. Sowas wie „Undo“ sucht man vergeblich. Wenn man die Farbtemperatur von 3000K auf dem Drehrädchen in etwa getroffen hat (ein Texteingabefeld gibt es nicht) und das Display dann loslässt, kann es schon sein, dass der Regler danach nur noch auf 2850K steht.

--- (#11) Inkompatibel mit herkömmlichen Lichtschaltern:
Nach dem Aus- und wieder Einschalten am herkömmlichen Lichtschalter leuchtet die Lampe mit 100% Helligkeit warmweiss und nicht in der zuletzt vorgenommenen Einstellung. Für eine Ambientebeleuchtung ist das LIGHTIFY-System damit völlig unbrauchbar. Hinzukommt, dass die App nicht zeitnah merkt, wenn eine Lampe vom Strom genommen wurde oder wieder eingeschaltet wird. Eigentlich hilft dann nur ein Neustart der App.

--- (#12) Ohne Freigabe aus dem Internet erreichbar
Da ist man schon fast sprachlos: Die Lampe lässt sich problemlos aus dem Internet steuern, ohne dass man hierfür eine Freigabe erteilt hätte. Deaktivieren lässt sich dieses Feature auch nicht. Und es wird noch besser: Loginname und Kennwort genügen, um die Lampen auch von völlig fremden iPhones zu steuern. Ein Pairing oder ein anderweitiger Aufbau einer Vertrauensstellung zwischen iPhone und Gateway vor Ort ist nicht notwendig. Viel Spaß, wenn die NSA das Passwort hat …

--- (#13) Keine Funktion ohne Internetverbindung (!!):
Um o.g. „Feature“ zu unterbinden, habe ich auf der FritzBox für das LIGHTIFY Gateway den Internetzugang gesperrt. Die Folge war, dass gar nichts mehr ging! Hier wird wohl wirklich jede einzelne Aktion an einen Zentralserver übertragen und das System ist autark nicht lauffähig!!!

---------------------- (#14) Massenhaft Daten an eine Firma ARRAYENT (Sitz: Kalifornien):
Die letzten beiden Punkte haben mich dazu bewogen, mal den Datenverkehr auf der FritzBox mitzuschneiden. Das Ergebnis schlägt dem Fass den Boden aus: Das LIGHTIFY Gateway kommuniziert ständig und fleißig mit „srmprod01-lb01.ch.pub.arrayent.com". Bei einem Schaltvorgang sieht man in der Tat eine erhöhte Anzahl von Datenpaketen. ARRAYENT macht wohl so etwas wie Big Data im IoT (Internet of Things). Und das noch in der Cloud (Marketingfolie auf deren Website). Hier kann ich mir förmlich vorstellen, wie bei der Präsentation dieses Frameworks die Luftfeuchtigkeit in der OSRAM-Führungsetage innerhalb kürzester Zeit um 10% angestiegen ist. Die zugehörige IP ist offenbar ein Server in der Schweiz (also außerhalb der EU).

=> (#15) Folgen:
Die Lebensdauer der Glühbirne beträgt nach Herstellerangabe 20 Jahre bei einer Brenndauer von 2,7h pro Tag. Über die Verfügbarkeit des zum Betrieb notwendigen ARRAYENT-Server macht OSRAM jedoch keinerlei Angaben; weder dass dieser die nächsten 20 Jahre vorgehalten werden würde, noch dass dem Kunden eine durchschnittliche Verfügbarkeit von 99,x% garantiert werden würde. (Wie gesagt: Kein Server, keine Schaltfunktion!)

== (#16) Fazit:
Für Nerds mit digitalem Exhibitionismus, die auch in ihrer Wohnung „nichts zu verbergen“ haben, ist das LIGHTIFY-System sicher eine gute Wahl. Wenn man einfach nur eine alltagstaugliche Lichtsteuerung haben will, ist es wegen grundlegender Systemdesignfehler (s.o.) leider nicht zu gebrauchen. Es ist mir schleierhaft, wie eine solche Systemarchitektur bei OSRAM hemmungslos das Qualitätsmanagement passiert und der Datenschutzbeauftragte des Unternehmens eine Freigabe für eine solche IT-Infrastruktur inkl. Datenaustausch in diesem Umfang (s. „Terms of Use“) erteilt.

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Diese Bewertung habe ich vorab OSRAM zukommen lassen und die Möglichkeit eingeräumt, hierzu Stellung zu beziehen. Dies ist erfolgt:

Vielen Dank für Ihr Interesse an LIGHTIFY.
Konstruktives Feedback ist immer willkommen, denn nur so können wir unsere Produkte & Services weiter verbessern.
Anbei finden sie Kommentare zu einzelnen Kritikpunkten.
Über eine faire Bewertung würden wir uns wirklich sehr freuen.

IHR LIGHTIFY TEAM

(#2): Um der sprachvielfalt in Europa Rechnung zu tragen, wurde analog zu Bauanleitungen schwedischer Möbelstücke großer Wert auf die Visualisierung der ersten Schritte gelegt, während detaillierte Anleitungen im Internet zur Verfügung stehen. Zum Beispiel: http://www.osram.de/media/resource/HIRES/539738/252811/lightify-onboarding-procedure.pdf

(#3): Benutzerkonten sind im Bereich von Internetanwendungen (Apps) Standard und sind insbesondere in Hinblick auf die zukünftig zu Verfügung stehenden Services &
Funktionsumfänge unverzichtbar.

(#4): Deutsche AGBs und Apps werden in den nächsten Tagen zur Verfügung gestellt.

(#5): Daten werden auf der Basis der aktuellen europäischen Datenschutzrechtsprechung verschlüsselt übertragen und an einem sicheren Ort in der Schweiz
gespeichert. Die Daten selbst ermöglichen dem Nutzer in der Zukunft die Bereitstellung zahlreicher innovativer Funktionen zur Lichtsteuerung.

(#6): Die Einrichtung via Ethernetkabel erzwingt die Installation in der Nähe des Home Routers und hat zahlreiche Nachteile. Via WiFi hat der Anwender maximale Flexibilität das Gateway optimal ohne Kabelsalat und Steckplatzbelegung am Router im Haus zu platzieren.

(#7): Die Eingabe des WLAN Schlüssels ist in der Tat aufwändig, aus Sicherheitsgründen konnte der Onboarding Prozess zu diesem Zeitpunkt jedoch nicht weiter vereinfacht werden. Demnächst verfügbare Technologien werden den Prozess jedoch deutlich verkürzen.

(#8): So geht’s: Einfach WiFi Verbindung unter WiFi Einstellungen anklicken und auf Vergessen klicken.

(#9): So geht’s: Unter <Lights> die Lampe/Leuchte anklicken. Dann Namen am oberen Bildschirmrand anklicken und ändern.

(#10): Jedes Icon wird naturgemäß bei Berührung durch den Finger im Moment der Berührung von Diesem verdeckt. Der Farbkreis ist auf dem Bildschirm jedoch deutlich grösser
dargestellt und ist so bei Berührung jederzeit sichtbar. Zusätzlich passt sich der App Hintergrund der aktuellen Farbe an.

(#11): LIGHTIFY ist mit allen herkömmlichen Lichtschaltern kompatibel. Die Tatsache, dass sich nach Wiedereinschalten nicht eine voreingestellte Szene automatisch einstellt beruht auf sicherheitsrelevanten Überlegungen und wurde bewusst programmiert. Fall: Anwender dimmt das Licht auf 1% und schaltet via Lichtschalter aus. In der Dunkelheit entsteht ein Notfall und der Nutzer wendet sich intuitiv am Lichtschalter und erwartet Licht. In diesem Fall würde der
Nutzer jedoch nur 1% Lichtausbeute erhalten, was zu schwerwiegende Konsequenzen führen kann. Wir haben jedoch den Wunsch der LIGHTIFY Nutzer registriert und planen dem Anwender in einem zukünftigen Release unter einem Warnhinweis die Option der Speicherung zu geben. Wenn das Licht per App ausgeschaltet wird, bleiben Szenen/Einstellungen schon heute erhalten, Das System ist für Ambient Beleuchtung hervorragend geeignet.

(#12): Die Sicherheit des Systems entspricht den hohen AES128 Standards. Die Steuerung
von Licht aus dem Internet und damit weltweit ortunabhängige Steuerung ist die Grundidee von vernetzten Lichtlösungen. Ein Zugang ist analog zu Sicherheitssystemen beim Online Banking ohne Loginname und Kennwort nicht möglich.

(#13): Local Control ohne Internetverbindung ist jederzeit möglich. Am Besten mit aktueller App Version noch einmal testen. Allerdings stehen dann keine Updates, Funktionserweiterungen und „Global Control“ zur Verfügung.

(#14): Es ist korrekt, dass das Lichtsystem mit einer Cloud bzw. einem sicheren Server in der Schweiz kommuniziert. Dadurch wird z.B. die globale, ortsunabhängige Steuerung
des Lichtsystems durch den Nutzer ermöglicht. Auch die Vernetzung des Lichtsystems mit anderen Gewerken wie Heizung, Rollladen... ist dadurch möglich. Zudem werden dort komplexe
Lichtszenen zum Abruf gespeichert.

(#15): Die Verfügbarkeit ist durch entsprechende Service Verträge sichergestellt.

(#16): Das System wurde durch externe Sicherheitsfirmen und Auditoren auf Basis der aktuellen europäischen Gesetzgebung und Sicherheitsstandards geprüft.


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Hierauf einige Anmerkungen meinerseits:

  • Die Antworten (#3) und (#5) bekräftigen meinen Ursprungsverdacht, dass die Mehrwertdienste eindeutig Vorrang vor der Basisfunktionalität haben (… für wen auch immer die Dienste dann „mehr Wert“ bringen mögen)
  • Zum Start der iPhone-App ist vielleicht noch zu erwähnen, dass es bei einem DSL16000-Anschluss ca. 8 Sekunden dauert, bis sich die App an der "Cloud" angemeldet hat und ihre Daten "synchronisiert" hat. Erst dann ist die App bereit, Nutzereingaben entgegenzunehmen.
  • Zu Antwort (#6): Das Gateway stellt permanent ein eigenes WLAN-Funknetz/Hotspot (wozu auch immer) auf dem gleichen Kanal wie das Heimnetz bereit und ist damit eine Störquelle, die Einfluss auf den Datendurchsatz des Heimnetzes hat. Den verwendeten Kanal kann man offensichtlich auch nicht beeinflussen. Wieso man ein stationäres Gerät zwangsweise per Funk betreiben muss, erschließt sich mir nach wie vor nicht.
  • Die Antwort (#13) ist falsch: Auch nach dem Update meiner Glühbirne ( :-) ) erscheint bei gesperrter Internetverbindung des Gateways (nicht des iPhones) „This Light is offline. Please make sure it is switched on and connected.“ (iPhone ist dabei im gleichen WLAN wie das Gateway eingeloggt)
  • Zu Antwort (#15): Den IT-Dienstleister möchte ich sehen, der einen Service Vertrag für heute verkaufte Hardware über 20 Jahre ohne Ausstiegsklausel schließt! Wenn es tatsächlich so ist: Warum garantiert es denn OSRAM nicht einfach seinen Kunden? Vielleicht weil heute niemand mehr einen gültigen Servicevertrag für „Iomega Zip Laufwerke“, „OS/2 Warp“, „MS-DOS 6.22“, „Windows 3.11“ oder „486DX4“-Prozessoren in der Tasche hat? (Das waren die Produkte, die 1994 auf den Markt kamen.)
  • Ebenfalls zu Antwort (#15) und als dezenter Hinweis in Richtung OSRAM: Etwa bei einem Konkurs des „IT-Partners“ hilft der beste Service Vertrag nichts. Da die Gateways in den Wohnzimmern beim „booten“ unentwegt einen Server suchen, der nicht in OSRAMs DNS-Hoheit liegt (arrayent.com), könnte es recht schnell recht dunkel für OSRAM-Kunden werden. Und wenn man den Marketingfolien von ARRAYENT trauen kann: Ein Software-Update der Gateways bekommt OSRAM alleine und ohne funktionierende Cloud ihres IT-Partners gar nicht hin. In diesem Fall wird das Management echt große Augen machen; die könnten sogar 10cm Durchmesser schaffen.


Ich kann mich hier wirklich nur wiederholen: Es ist mir schleierhaft, wie eine solche Systemarchitektur das Qualitätsmanagement passiert und der Datenschutzbeauftragte hierfür eine Freigabe erteilt.
Aw: Osram LIGHTYFY Bewertung/Erfahrungsbericht: Spionagesatellit fürs Wohnzimmer
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30.11.2014, 13:29
Herzlichen Dank für diesen kompetenten und ausführlichen Erfahrungsbericht.
Dieser deckt sich mit anderen Berichten über das Lightyfy System.
Nachdem ich mich für das System interessiert habe ist es nun endgültig für mich uninteressant.
Von der Firma Osram hätte ich in der Tat etwas Anderes erwartet. Aber auch ELV sollte vorher sorgfältig prüfen ob man derartig unausgereifte und datenschutzkritische Produkte in das Programm aufnimmt.